Rückkehr nach Absurdistan
Mittwoch, 9. Dezember 2009
SKLAVENAUFSTAND 2010
Es kursiert eine hübsche Story, dass im alten Rom ein Senator vorschlug, allen Sklaven ein weißes Armband zu verpassen, damit man immer wisse, wo sich diese aufhalten. Sein weiser Vorgesetzter lehnte diese Idee ab, aus Angst vor der Masse.



Heute erscheint mir diese Idee geradezu genial. Alle HartzIV-Empfänger und alle, die zu Sklavenlöhnen schuften, um dann zusätzlich noch um staatliche Hilfe bitten zu müssen, um überhaupt überleben zu können, sollten ein weißes Armband am linken Handgelenk tragen. Zeigen wir, wieviele wir wirklich sind und dass wir nicht alle sturztrunken, ungepflegt und pöbelnd durch die Strassen ziehen. Viele von uns haben Abitur oder sogar einen Hochschulabschluss, einen interessanten Lebenslauf oder eine klassische Karriere hinter sich.

Dass es weniger als eine Million freie Stellen gibt, ist nicht die Schuld von mehr als sechs Millionen Arbeitslosen. Dass Politiker keine einfache Subtraktion hinbekommen (sechs Millionen Arbeitslose minus eine Million freie Stellen = immer noch fünf Millionen Arbeitslose) ist ebensowenig unsere Schuld.

Dass von uns erwartet wird, Jobs anzunehmen, die mit 2,50 bis 5,- € die Stunde vergütet werden, um uns dann weiterhin in die Schlangen der Job-Center einzureihen, ist ein Angriff auf die Menschenwürde und mit unserem Grundgesetz (das ja gern mal schnell verändert wird) nicht zu vereinbaren.

Lasst uns eine friedliche, ganz stille und subtile Art wählen, dem kleinen verbleibenden Rest der Gesellschaft, die gut verdienen und denen wir das auch gerne gönnen, zu zeigen, dass wir viel mehr sind, als die getürkten Statistiken gern vorgeben. Friedliche Schweigemärsche an den Parteizentralen vorbei könnten dann folgen.

Dass wir eben nicht alle den in den Medien gern gezeigten Bildern entsprechen. Wir sind viel zu viele und ganz ganz viele pflegen ihren Körper und ihren Geist, trinken nicht schon zum Frühstück oder Mittag ne Pulle Bier, sind nicht tätowiert, tragen ihre Konflikte verbal und nicht brachial aus, sind einfach überqualifiziert oder mit über 40 schlicht zu alt und clever für jede angebotene Stelle, die mit einem Sklavenlohn vergütet wird.

Wir sind viele - zeigen wir es !

Vielleicht erreichen wir, dass die Verantwortlichen sich für ein über eine Luxus-Steuer finanziertes BGE erwärmen.

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Montag, 2. Februar 2009
Werden wir gezielt verdummt?



Seit einem Jahr wieder in Deutschland, befremdet mich hier doch so Einiges. Zum Beispiel die dreisten Lügen, die einige Politiker in den meist langweiligen Talkshows so absondern. Jüngstes Beispiel: Die gestrige Sendung von Anne Will, in der Laurenz Meyer tatsächlich behauptete, dass AlgII-Empfänger die vollen 400,- Euro eines Mini-Jobs behalten dürften. Entweder hat dieser Mann keinen blassen Schimmer oder er spricht ganz gezielt die Unwahrheit, um das Volk zu verblöden und in Zeiten der weltweiten Krise weitere Animositäten gegenüber HartzIV-Empfängern, also den Schwächsten der Gesellschaft, zu schüren.

Wahr ist: Hundert Euro sind anrechnungsfrei, heißt: die darf ich behalten. Von dem Rest sind lediglich 20% anrechnungsfrei und was übrig bleibt wird mit dem Regelsatz verrechnet, heißt: abgezogen.

Weitere gern verbreitete Lügen: AlgII-Empfänger seien gering- oder unqualifiziert. So, so, dann schauen Sie doch bitte mal hier rein

berufserfahrungen (pdf, 21 KB)

Unqualifiziert? Zu gering qualifiziert? Doch eher wohl zu alt und zu erfahren.

schule und ausbildung (pdf, 13 KB)


Selbst an den Zeugnissen dürfte es nicht liegen.

zeugnisse (pdf, 599 KB)


Lasst Euch nicht verdummen und wehrt Euch gegen die permanente Diffamierung von Politikern und sonstigen Verantwortlichen. Schreibt Briefe oder mailt den Redaktionen, die unwidersprochen Bullshit verbreiten lassen. Die dort eingeladenen Gäste haben keinen Bezug zu den Lebenssituationen der im Niedriglohn Beschäftigten oder gar Arbeitslosen.

Die Wahrheit ist, dass Deutschland Sklavenlöhne subventioniert - wohl einzig in Europa. In Spanien kann selbst der Erdbeerpflücker aus Ghana mit 600,- Euro netto Mindestlohn rechnen und jeder Arbeitsvertrag muss beim zuständigen Arbeitsamt in Kopie hinterlegt werden. Zugegeben: von 600 Euro kann man auch in Spanien nicht überleben, es sei denn, man wohnt im Zelt. Aber immerhin: Wer weniger zahlt, macht sich strafbar. Im sonst so regelungswütigen Deutschland hingegen stockt der Staat menschenunwürdige Sklavenlöhne auf, weil die Verantwortlichen nicht die cojones haben einen bundesweiten Mindestlohn einzuführen. Dieser müsste allerdings schon bei 1000,- Euro netto für einen Alleinstehenden ohne Kind liegen, um weitere Transferleistungen einzusparen und ein menschenwürdiges Leben im Energiepreiswucherland zu ermöglichen.

Ein weiteres Armutszeugnis für Deutschland: Es arbeiten so viele Menschen für einen Hungerlohn, dass sie gar keine Lohn- oder Einkommenssteuer zahlen müssen. Vor Wochen, wo noch alle Politiker um ein Konjunkturpaket rangen und einige für Steuersenkungen plädierten, kam es ganz ungeniert an den Tag: 50% !!!!!! aller Arbeitnehmer/innen zahlen gar keine Steuern, weil sie so wenig verdienen ! Endlich wurden die Fakten mal auf den Tisch gelegt, aber ganz ohne Schamesröte - musste dieses Argument doch lediglich für die Ablehnung von Steuersenkungen herhalten, da sie den meisten Menschen ja gar nicht dienlich seien.

Eine kaltherzige Politik mit einer gehörigen Portion Doppelmoral.

Es wird Zeit für ein bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von, na, sagen wir mal 800,- Euro. Ein angenommener Mini-Job sollte dann vollkommen anrechnungsfrei sein, so dass der arbeitswillige Bundesbürger auf ein Nettoeinkommen von 1.200,- Euro käme. Damit wäre er in der Lage (fast) hemmungslos zu konsumieren, die Binnen-Nachfrage wieder anzukurbeln und ein stigmatafreies, kreatives Leben zu führen.
Jeder Mensch, der freiwillig arbeitet, tut dies mit sehr viel mehr Engagement, Genauigkeit, Hingabe und Spaß. Die Servicewüste Deutschland würde erblühen. Was ist bloß an dieser einfachen Rechnung zu schwer für Politiker zu verstehen? 3 Millionen Arbeitslose minus 700.000 verfügbare Arbeitsplätze macht: 2,3 Millionen verbleibende Arbeitslose. Denen dann noch Druck zu machen, 10-15 Bewerbungen im Monat schreiben zu müssen, ist eine Unverschämtheit. DO THE MATH!!! Ist doch nun wirklich nicht zu schwer.

Viele würden sich sicher ehrenamtlich engagieren, schon mal deshalb, weil die wenigsten Menschen gelernt haben, sinnvoll mit ihrer Freizeit umzugehen. Ein Mensch würde nicht mehr nach der Höhe seines Lohnes oder Berufsstatus´ beurteilt werden, sondern nach dem, was er oder sie zum Allgemeinwohl beiträgt. Gerade in Zeiten einer rasant abstürzenden Konjunktur, mit Millionen von zu erwartenden Arbeitslosen, muss über Alternativen zur heute gängigen Polarisierung "Gutmensch=hat Arbeit " und "Schlechtmensch=hat keine Arbeit" nachgedacht und entsprechend gehandelt werden.

Tatsache ist doch: Den 700.000 angeblich freien Stellen in Deutschland stehen mehr als 3 Millionen Arbeitslose gegenüber. Es werden also auch in Zukunft, in einer zunehmend technokratisierten Welt, - selbst Kassiererinnen im Supermarkt sollen ja durch Maschinen ersetzt werden - immer Menschen ohne Arbeit sein.

HartzIV ist eine denkbar schlechte Lösung, nimmt diese Regelung doch dem Menschen z.B. auch das Recht auf Niederlassungsfreiheit. Hochgradig absurd: Ich darf z.B. nicht aus meinem teuren WG-Zimmer in eine Wohnung ziehen, auch dann nicht, wenn ich für Kaution und Umzugskosten selbst aufkomme ( immerhin darf ich von den im Mini-Job verdienten 392,- Euro ja 155,- behalten und kann 50,- monatlich sparen ) und die Wohnung genausoviel kostet, wie das WG-Zimmer. Nur wenn der Hauptmieter mir die Kündigung ausstellt, darf ich einen Antrag stellen.

Durchzusetzen wäre die humanitäre Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommens allerdings nur global. In jedem Land auf der Basis über der Armutsgrenze. Exportierbar in jedes Land. Wer von Italien nach Norwegen mit seinem italienischen Grundeinkommen will, hat eben "Pech" gehabt und muss arbeiten. Wer mit dem deutschen Grundeinkommen z.B. nach Peru will, könnte sich vielleicht ohne zusätzliche Arbeit den ganzen lieben langen Tag Mate de Coca trinkend langweilen. Aber wer will das schon?

Die Anne Will Zuschauer-Redaktion hat mir in einer mail übrigens versprochen, diesen Patzer vom 1. Februar in ihrer nächsten Redaktionskonferenz zu behandeln. Bis heute gab es leider immer noch keine Richtigstellung. Aber wie der Kommentar eines Lesers ja ganz richtig sagt, werden einem die 400,- Euro vom Mini-Job ja gar nicht gekürzt - nur die 351,- Euro zur Lebenssicherung. Well, do the math!

Willkommen zurück in Absurdistan.

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Letzte Aktualisierung: 2009.12.15, 14:00
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